Der diabetische Fuß ist eine schwere Langzeitkomplikation bei Patienten mit Diabetes. Dazu kommt es, wenn durch einen jahrelang erhöhten Blutzuckerspiegel schwere Schädigungen der Nerven und Blutgefäße in den Beinen verursacht werden. Die Folge: Selbst kleinste Verletzungen heilen dann nur schlecht ab, sie infizieren sich leicht und es entwickeln sich oft tiefe Geschwüre, die sich bis auf den Knochen ausbreiten können. Schlimmstenfalls kann eine Amputation erforderlich sein. Erschreckend: In Österreich trifft das Schicksal der Amputation im Bereich der unteren Extremitäten jährlich rund 2.400 Diabetiker. Umso wichtiger ist es, dass Menschen mit Diabetes besonders gut auf ihre Füße achten und entsprechende Maßnahmen zur Vorbeugung beherzigen.
Das diabetische Fußsyndrom
Mit dem Begriff „diabetisches Fußsyndrom“ (DFS) wird ein Komplex von Symptomen im Bereich der Füße und Unterschenkel bezeichnet, die sich infolge einer Diabeteserkrankung entwickeln können.
Dazu zählen z. B.:
Fußverletzungen (Läsionen)
Tiefe Geschwüre (Ulzera, mit oder ohne Infektion)
Schwäche der Fußmuskulatur
Verformungen des Fußes bzw. der Zehen (Krallenfuß)
Charcot-Fuß (Diabetische Neuro-Osteoarthropathie, DNOAP): Besonders schwere Form des diabetischen Fußes, bei der es zu Veränderungen des knöchernen Fußskeletts kommt. Diese werden von den Betroffenen oft erst spät durch die begleitenden Rötungen, Schwellungen oder Fehlstellungen bemerkt.
Gangrän: Gewebsnekrose, also Absterben von Gewebe durch Mangeldurchblutung.
Umgangssprachlich werden auch die Begriffe „diabetischer Fuß“, „Diabetikerbein“ oder „Zuckerfuss“ verwendet.
Die Angaben zur Häufigkeit des diabetischen Fußsyndroms schwanken zwischen etwa vier und fünfzehn Prozent.1
Bei bis zu einem Viertel aller Diabetiker entwickelt sich ein diabetisches Fußulkus (Ulkus = Geschwür).1
Eine Amputation im Bereich der unteren Extremitäten wird in Österreich bei etwa 2.400 Menschen mit Diabetes pro Jahr durchgeführt.
Mehr als die Hälfte der Patienten, die an einem diabetischen Fußsyndrom erkranken, müssen mit einer Amputation innerhalb von 4 Jahren nach Diagnosestellung rechnen.1
Das diabetische Fußulkus (Ulkus = Geschwür) tritt im Rahmen eines diabetischen Fußsyndroms auf. Dabei handelt es sich um eine Wunde am Fuß, die leicht zu ernsten Komplikationen führen und in letzter Konsequenz auch eine Amputation erforderlich machen kann.
Das diabetische Fußulkus – was ist das?
Ein Ulkus (Mehrzahl: Ulzera) ist ein Geschwür. Dabei handelt es sich um einen Defekt der Haut, der nicht unmittelbar durch eine Verletzung entstanden ist und sich durch mehrere Hautschichten zieht.
Fußulzera sind eine häufige und gefürchtete Langzeitfolge bei Diabetes. Etwa ein Viertel der Patienten entwickelt ein Fußgeschwür.
Werden die schlecht heilenden Geschwüre nicht frühzeitig behandelt, können sie sich leicht infizieren und bis auf den Knochen ausweiten. Mit der Zeit können so ganze Gewebeteile, einzelne Zehen oder Teile des Fußes absterben (schwarze Verfärbung). In letzter Konsequenz kann eine Amputation erforderlich werden.
Symptome & Ursachen
Bei der Entstehung des diabetischen Fußsyndroms spielen mehrere Ursachen eine Rolle. Heute weiß man, dass es häufig Nervenschädigungen in den Beinen sind, die den Fußproblemen bei Diabetikern den Weg bereiten. Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang auch von einer diabetischen Neuropathie. Sie wird u. a. durch die erhöhten Blutzuckerwerte ausgelöst, die dazu führen, dass die kleinen Blutgefäße verstopfen, die zur Versorgung der Nerven dienen.
Bei vielen Diabetikern sind zusätzlich die Vitamin B1-Spiegel deutlich erniedrigt. Auch ein Mangel an Vitamin B1 (Thiamin) kann Nervenschäden auslösen oder verschlimmern. Das Gleiche gilt übrigens auch für einen erhöhten Alkoholkonsum.
Typische Anzeichen für diabetische Nervenschäden sind Symptome wie Brennen und Kribbeln in den Füßen („Ameisenlaufen“). Auch die Schmerzempfindlichkeit in den Füßen sinkt, sodass Betroffene Verletzungen bzw. Schmerzen an den Füßen nicht mehr richtig wahrnehmen können. Ein Steinchen im Schuh, Druckstellen oder Blasen an den Füßen können dann fatale Folgen haben. Zudem wird bei Betroffenen ein weiteres Phänomen beobachtet: Der sogenannte Leibesinselschwund. Weil die Betroffenen ihre Füße nicht mehr spüren, nehmen sie sie nicht mehr als Teil von sich war („innere Amputation“) – und gehen deshalb bei Problemen oft viel zu spät zum Arzt.
Außerdem bestehen bei Diabetes oft auch Durchblutungsstörungen in den Beinen. Sie gehen auf Schädigungen der Gefäße durch erhöhte Blutzuckerwerte zurück. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet „diabetische Angiopathie“ (Angiopathie = Gefäßleiden). Das Gewebe und auch die Nerven werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Kalte Füße, Wundheilungsstörungen und Schmerzen in den Beinen können die Folge sein. Auf lange Sicht können durch die Mangelversorgung auch ganze Gewebebezirke absterben. Ärzte sprechen dann von Nekrosen.
Gut zu wissen:
Bei etwa 35 Prozent der Diabetiker sind sowohl die Nerven als auch die Gefäße geschädigt.1
Hinzu kommt, dass die Erkrankung die Abwehr schwächt. Das hat zur Folge, dass das Risiko für Infektionen erhöht ist und Wunden ohnehin schlechter heilen als bei Gesunden. Auch diese Faktoren tragen dazu bei, dass bei Betroffenen aus kleinen Fußwunden große Probleme entstehen können und sich häufig etwa ein Geschwür (Fußulkus) entwickelt oder Gewebe abstirbt (Gangrän).
Diabetischer Fuß
Mögliche Anzeichen
Folgende Veränderungen an den Füßen können Anzeichen sein:
Kribbeln (Ameisenlaufen)
Brennen
Taubheitsgefühl
Verringerte Schmerzempfindlichkeit
Verringerte Temperaturempfindlichkeit
Zunehmend trockene Haut
Kalte Füße
Unsicherer Gang (Gehen wie auf Watte)
Diabetischer Fuß: Verschiedene Formen
In Abhängigkeit davon, welche Ursachen zugrunde liegen, werden verschiedene Formen des diabetischen Fußes unterschieden, die sich mit unterschiedlichen Symptomen äußern können.
Neuropathischer Fuß
Ischämischer Fuß
Ursache
Ursache
Diabetische Neuropathie d. h. Schädigung der Nerven in den Füßen infolge der Diabetes-Erkrankung
Diabetische Angiopathie d. h. gestörte Durchblutung in den Füßen infolge der Diabetes-Erkrankung
Kennzeichen
Kennzeichen
Warme und rosige Füße
Sehr trockene und rissige Haut
Minderung des Schmerzempfinden (Hypalgesie)
Taubheitsgefühle
Stechen und Schmerzen (v. a. nachts und in Ruhe)
Kribbeln in den Füßen (Ameisenlaufen)
Brennen in den Füßen („Burning Feet“)
Reduzierte Sensibilität (Temperatur, Berührung)
Reduzierte Schweißproduktion
Starke Neigung zu Verhornung der Haut (Schwielenbildung)
Geschwächte Fußmuskulatur
Fußpulse tastbar
Kalte, blasse bis bläulich verfärbte Füße
Verletzungen sind schmerzhaft
Sensibilität bleibt bestehen
Fußpulse nicht tastbar
Folgen und Auswirkungen
Folgen und Auswirkungen
Verletzungen und Druckstellen werden nicht rechtzeitig wahrgenommen
Unbehandelte Verletzungen entwickeln sich zu schmerzlosen Fußgeschwüren (Malum perforans), die sich leicht infizieren
Infektionen können sich auf Gelenke und Knochen ausbreiten
Fußverformungen (z. B. Krallenzehen)
Charcot-Fuß (Sonderform, bei der das knöcherne Fußskelett einbricht, ohne dass die Betroffenen es bemerken)
Es kommt zu einer Minderdurchblutung oder einem vollständigen Ausfall der Durchblutung im Gewebe (Ischämie).
Schlecht heilende Wunden
Nekrosen (absterbendes Gewebe)
Schmerzen beim Gehen, die nach einer Pause schnell zurückgehen (Schaufensterkrankheit)
Da bei vielen Diabetikern sowohl Nervenschäden als auch Durchblutungsstörungen vorliegen, sind Mischformen häufig.
Das A & O: Frühzeitiges Erkennen und rasche Behandlung
Durch die richtigen Maßnahmen zur Vorbeugung und eine frühzeitige Behandlung von Fußproblemen könnten viele Amputationen verhindert werden. Grundsätzlich sollten Menschen mit Diabetes auf eine gute Einstellung des Blutzuckerspiegels achten und die regelmäßigen Routineuntersuchungen beim Arzt wahrnehmen. Alarmsignale wie Brennen und Kribbeln in den Beinen sollten ernst genommen werden.
Wichtig ist auch, dass Diabetiker ihre Füße täglich gründlich auf Veränderungen kontrollieren und bei Auffälligkeiten (z. B. Druckstellen, Blasen, Einrisse, Hornhautschwielen, Hühneraugen, Pilzinfektionen) umgehend zum Arzt gehen. Mehr erfahren
Von größter Bedeutung ist das passende Schuhwerk. Denn schlecht sitzende Schuhe gehören zu den Hauptauslösern von Fußverletzungen bei Diabetikern. Auch Verletzungen bei der Fuß- und Nagelpflege können ernste Folgen haben. Daher ist eine fachgerechte Betreuung durch einen medizinischen Fußpfleger (Podologe) ratsam.
Mehr über die Vorbeugung des diabetischen Fußsyndroms.
Häufige Auslöser von Fußverletzungen
bei Diabetes
1 / 4
Ungeeignetes Schuhwerk oder Steinchen im Schuh
2 / 4
Verbrennungen (Wärmflasche, Heizdecke, zu heißes Badewasser)
3 / 4
Falsche Fuß- oder Nagelpflege
4 / 4
Socken & Strümpfe: Zu enge Bündchen oder Nähte
Diabetischer Fuß: Hilfreiche Tipps
1 / 8
Die Füße täglich gründlich kontrollieren
Menschen mit Diabetes müssen ihre Füße gut im Auge behalten. Denn nur durch eine tägliche Selbstkontrolle können Veränderungen, die behandelt werden müssen, frühzeitig erkannt werden. Am besten, Sie reservieren jeden Morgen oder Abend etwas Zeit für Ihren Fuß-Check: Achten Sie bei Ihrem Fuß-Check darauf, dass Sie gutes Licht haben und verwenden Sie immer einen Spiegel, damit Sie auch die Fußsohle gründlich begutachten können. Denken Sie auch daran, zwischen den Zehen nachzusehen. Wenn Sie Veränderungen bemerken, sollten Sie umgehend Ihren Arzt aufsuchen. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie Druckstellen, Blasen, Einrisse, Hornhautschwielen, rote Stellen oder Anzeichen für Fuß- oder Nagelpilz entdecken. Wenn Sie gestolpert sind oder den Fuß angeschlagen haben, ist es ratsam, immer sofort zu prüfen, ob es zu einer Verletzung gekommen ist.
Wichtig:
Bitten Sie jemanden um Hilfe, wenn Sie selbst Ihre Füße nicht mehr gründlich genug kontrollieren können – zum Beispiel, weil Sie nicht mehr so beweglich sind oder das Sehvermögen nachlässt.
2 / 8
Alarmzeichen ernst nehmen
Brennen und Kribbeln in den Füßen („Ameisenlaufen“) können darauf hindeuten, dass es aufgrund des erhöhten Blutzuckerspiegels bereits zu Nervenschädigungen in den Beinen gekommen ist. Diese führen dazu, dass auch das Schmerzempfinden sinkt und man Temperaturen nicht mehr richtig wahrnimmt. Die Folge: Egal, ob ein Steinchen im Schuh oder eine zu heiße Wärmflasche im Bett – was wehtun sollte, tut nicht mehr weh. Und das kann fatale Auswirkungen haben.
Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegen die Empfindungsstörungen aktiv zu werden. Falls Sie selbst solche Symptome bei sich bemerken, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt.
3 / 8
Das richtige Schuhwerk
Was kaum einer weiß: Zu enge oder schlecht sitzende Schuhe gehören zu den Hauptauslösern von Fußverletzungen bei Diabetikern. Druckstellen oder kleinste Einrisse können dazu führen, dass schlecht heilende Wunden entstehen, die sich zu tiefen Geschwüren auswachsen können. Deshalb ist es wichtig, schon beim Schuhkauf einige wichtige Punkte zu beachten:
Probieren Sie die Schuhe nicht morgens, sondern erst am Spätnachmittag oder Abend an. Denn über den Tag hinweg schwellen die Füße an.
Achten Sie darauf, dass die Schuhe wirklich gut passen und lassen Sie sich von einem Fachmann beraten. Nicht geeignet sind z. B. Stiefel zum Schlüpfen, hohe Absätze oder Zehensandalen.
Die Schuhe sollten eine dicke, flexible Sohle haben. Außerdem sollten sie vorne und hinten geschlossen sein.
Überprüfen Sie mit der Hand, ob Sie scheuernde Nähte oder Unebenheiten ertasten können.
Grundsätzlich gilt: Vor jedem Anziehen sollten Sie Ihre Schuhe mit der Hand auf Fremdkörper (z. B. Steinchen) oder Unebenheiten (z. B. raue Stellen, verrutschte Einlegesohle) untersuchen.
Falls der Arzt einen sogenannten Risikofuß feststellt, werden in der Regel spezielle Diabetesschuhe empfohlen. Bei Fehlstellungen der Füße helfen orthopädische Maßschuhe bzw. Einlagen, Probleme zu vermeiden.
4 / 8
Sorgfältige Fuß– und Nagelpflege
Bei der Pflege von Füßen und Nägeln müssen Menschen mit Diabetes äußerst vorsichtig vorgehen. Liegt bereits eine Nervenschädigung vor, sollten Sie die fachgerechte Hilfe eines Podologen (medizinischer Fußpfleger) in Anspruch nehmen. Denn schon kleinste Verletzungen können schwerwiegende Folgen haben. Scharfe oder spitze „Werkzeuge“ wie Schere, Nagelknipser oder Zangen sind tabu. Die Nägel sollten nur mit einer Sandpapierfeile vorsichtig gekürzt werden. Außerdem muss die Hornhaut regelmäßig (aber vorsichtig!) entfernt werden. Ein kurzes Fußbad hilft, die Hornhaut etwas aufzuweichen – vorher aber bitte die Temperatur mit einem Thermometer kontrollieren (ideal sind 30 bis 35 °C). Zum Abrubbeln der Hornhaut wird ein Bimsstein empfohlen.
Wichtig:
Hühneraugen, Warzen und eingewachsene Zehennägel sind Anlass für einen Arztbesuch und sollten auf keinen Fall in Eigenregie behandelt werden. Das gleiche gilt bei Verdacht auf eine Pilzinfektion der Haut oder der Nägel.
Wechseln Sie täglich Ihre Socken und Strümpfe und achten Sie darauf, dass das Material möglichst heiß gewaschen werden kann. So können Sie Fuß- und Nagelpilzinfektionen vorbeugen. Das Bündchen darf außerdem nicht zu eng sein, ansonsten schnürt es die Haut ein. Vorsicht: Auch gestopfte Strümpfe können dazu führen, dass die Haut aufgescheuert wird oder Druckstellen entstehen.
Extra-Tipp: Es gibt spezielle Socken für Diabetiker, die nicht einschneiden, nicht verrutschen und keine drückenden Nähte aufweisen. Sie sind aus atmungsaktivem Material und gut hautverträglich.
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Nicht barfuß laufen
Egal ob draußen oder drinnen: Tragen Sie immer Schuhe. Zu groß ist die Gefahr, dass Sie sich durch Kiesel, Splitter oder Ähnliches verletzen. Womöglich bemerken Sie feine Einrisse oder andere kleine Wunden gar nicht. Bleiben diese unbehandelt, können sich schlecht heilende Geschwüre entwickeln. Daher gilt grundsätzlich die Devise: Schützen Sie Ihre Füße immer durch gut sitzende Schuhe, auch zu Hause, im Schwimmbad oder am Strand.
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Fußgymnastik fördert die Durchblutung
Ist der Blutzuckerspiegel über längere Zeit schlecht eingestellt, kommt es häufig auch zu Durchblutungsstörungen in den Beinen. Spezielle Gymnastikübungen können den Blutfluss in den Beinen anregen und die Muskulatur stärken. Dazu muss man nicht gleich ins Fitness-Studio gehen, man kann auch ganz einfach zu Hause trainieren.
Die regelmäßigen Routineuntersuchungen bei Ihrem Arzt gehören zu den wichtigen Basismaßnahmen, um diabetische Fußwunden und andere Folgeerkrankungen zu vermeiden. Der Arzt überprüft zum Beispiel, ob Ihr Blutzucker noch gut eingestellt und der Blutdruck in Ordnung ist. Durch spezielle Untersuchungen können auch diabetische Nervenschädigungen festgestellt werden. Liegen Probleme mit den Füßen vor, kann Ihr Arzt Sie zu einem Spezialisten überweisen.
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